Achtung: Masern!

Am 11. Jänner 2019 suchte ein 15-Jähriger die Grazer Kinderklinik-Ambulanz auf. Wie sich herausstellte hatte er sich mit Masern infiziert und gilt seitdem als sogenannter Erst-Patient. Es folgte eine Masern-Welle in mehreren Bundesländern mit insgesamt dutzenden Neuerkrankungen – darunter auch Babys – in der Steiermark, Tirol und Salzburg.
Masern ist eine der ansteckendsten Krankheiten überhaupt und verläuft nicht immer harmlos.[push h=“5″]

ACHTUNG: MASERN !

Der Kontagionsindex¹ sagt aus wie ansteckend ein Erreger ist. Das Masern-Virus hat einen Index von 0,98 und steht damit sehr weit oben in der Liste der ansteckenden Krankheiten. Bei einem Kontagionsindex von 0,98 stecken sich 98 von 100 Menschen, die Kontakt mit einer an Masern erkrankten Person hatten, mit dem Virus an! Vorausgesetzt sie sind nicht immun.

Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, es kommt bei rund 20% der Masern-Fälle zu Komplikationen. Besonders gefährdet sind Kinder unter einem Jahr und Masern bei Erwachsenen.

Was sind Masern

Masern ist eine hochinfektiöse Erkrankung – Kontagionsindex 0,98

Erreger der Masern ist ein Virus, das ausschließlich im Menschen vorkommt.
Auch die Übertragung erfolgt ausschließlich von Mensch zu Mensch mittels Tröpfcheninfektion wie etwa Husten, Niesen oder Sprechen. Selbst 2 Stunden nachdem eine erkrankte Person gehustet oder geniest hat, kann das Virus in der Luft überleben und weitere Personen anstecken!

Ansteckung, Inkubationszeit, erste Anzeichen und Verlauf bei Masern

Hat man sich einmal mit Masern angesteckt, dauert es zunächst 8 bis 10 Tage bis die Krankheit ausbricht.

In der ersten Phase kommt es zu allgemeinen Symptomen wie Fieber, Schnupfen, trockenem Husten oder Heiserkeit.

In der zweiten Phase beginnt der typische Masern-Ausschlag: Rötliche Flecken, beginnend am Kopf und im Gesicht, die sich in weiterer Folge über den ganzen Körper bis zu den Füßen ausbreiten. Zusätzlich setzt jetzt sehr hohes Fieber und ein allgemeines schweres Krankheitsgefühl ein.

Im Zeitraum 4 Tage vor bis 5 Tage nach Auftreten des Ausschlags ist man bereits ansteckend!

Kommt es zu keinen Komplikationen, geht das Fieber nach einigen Tagen wieder zurück und der Hautausschlag verblasst nach etwa 14 Tagen.

Allerdings kommt es häufig zu schweren Krankheitsverläufen und in etwa 20% zu Komplikationen.

Komplikationen und Folgeschäden bei Masern

Schon bei jeder 5. Masernerkrankung kommt es zu weiteren Komplikationen wie Mittelohrentzündungen, Durchfällen, Lungenentzündungen oder bakteriellen Superinfektionen.

Die besonders gefürchtete Masern-Enzephalitis, eine Entzündung des Gehirns, tritt bereits in einem von tausend Fälle auf: Es kommt zu Bewußtseinstrübungen bis zum Koma und verläuft zu 25% tödlich! Ein Drittel der Überlebenden zeigen schwerwiegende Folgeschäden wie etwa Hörverlust.

Damit aber nicht genug. In selten Fällen können die Masern-Viren nach überstandener Erkrankung auch Jahre später wieder aktiv werden. Und zwar greifen sie nach 5 bis 10 Jahren das Gehirn an und führen zur „Subakuten sklerosierenden Panenzephalitis„, kurz SSPE². Es kommt zu Symptomen wie Verhaltensveränderungen, Bewegungsstörungen oder Krampfanfällen. Diese Krankheit verläuft immer tödlich.

Masern führen zu einer Schwächung des Immunsystems

Selbst wer die Masern ohne Komplikationen übersteht, folgenlos bleibt die Erkrankung nicht. Denn was überbleibt, ist eine jahrelange Schwächung des Immunsystems.³
Das Masern-Virus befällt und eliminiert nämlich sehr gezielt die Gedächtniszellen des Immunsystem – das heißt das komplette Immunsystem muss wieder neu aufgebaut werden!

Therapie bei Masern

Kurz gesagt, es gibt keine Therapie. Im Krankheitsfall kann man nur die Symptome wie Fieber oder Schmerzen mittels Medikamente mildern.

Die einzige Möglichkeit sich vor Masern zu schützen ist die Impfung.

Die Masern-Impfung

Eine zweimalige Impfung schützt lebenslang vor Masern.

Die Masern Impfung ist eine Lebendimpfung und wird insgesamt 2 Mal verabreicht. Der Schutz hält dann lebenslang.

Die erste Impfung sollten Kinder ab dem 9. Lebensmonat bekommen, die zweite Impfung erfolgt 3 Monate später.

Wird auf die zweite Impfung vergessen, sollte diese unbedingt, egal in welchem Alter, nachgeholt werden.
Der Impfstoff ist in Österreich kostenlos über das Impfkonzept, auch für Erwachsene, erhältlich.

Der Impfstoff selbst ist sehr sicher, gut verträglich und mittlerweile seit 1963 auf dem Markt.
Es kann zu Nebenwirkungen wie Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle oder auch zu Abgeschlagenheit und erhöhter Temperatur kommen.
In sehr seltenen Fällen wurde auch über das Auftreten von „Impfmasern“ berichtet. Die sind übrigens nicht ansteckend und verlaufen auch weitaus milder als die echten Masern.

Aber auch wenn es zu Nebenwirkungen kommen kann: In Summe überwiegen die Vorteile der Impfung deutlich, wie eine Übersichtsarbeit einer wissenschaftlichen Organisation gezeigt hat.⁴

Schützen wir unsere Kleinsten

Babys können vor dem 9. Lebensmonat nicht geimpft werden. Das ist aber genau jene Gruppe, die am schwersten erkrankt und die auch die meisten Komplikationen im Rahmen einer Maserninfektion hat.

Die einzige Möglichkeit unsere Kleinsten vor Masern zu schützen ist, indem wir uns impfen – der sogenannten Herdenschutz. Hier sollte man Verantwortung übernehmen.

Masern müssen nicht sein

Man könnte die Masern übrigens komplett eliminieren:

Wie zu Beginn erwähnt, kommt das Masern-Virus nur im Menschen vor. Ideale Voraussetzungen um die Krankheit mittels Impfung weltweit auszuradieren. Wären 95% geimpft, müsste niemand mehr an Masern erkranken, ähnlich wie es mit den Pocken funktioniert hat.

Die Durchimpfungsrate beträgt in Österreich übrigens nur 70% in der Altersgruppe der 15-30 Jährigen!⁵

Aber immerhin sind wir damit vor der Ukraine. Dort sind nur 31% geimpft (Stand 2016).⁶
Apropos Ukraine: Erinnern sie sich noch an den zu Beginn erwähnten Erst-Patienten aus Graz. Der 15-Jährige der sich Anfang des Jahres mit Masern angesteckt hat. Wie sich herausstellte handelte es sich um einen Masern-Genstamm aus der Ukraine, vermutlich durch Touristen eingeschleppt.⁷

Checken wir unseren Impfpass!

 


Titelbild: © flickr.com/minnellium/

Quellen:

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Kontagiosit%C3%A4tsindex

² https://www.medizin-transparent.at/masern-gravierende-spatfolgen-vermeidbar

³ https://science.apa.at/site/natur_und_technik/detail?key=SCI_20190130_SCI39371351246652798

⁴ Demicheli u.a. (2012): Demicheli V, Rivetti A, Debalini MG, Di Pietrantonj C. Vaccines for measles, mumps and rubella in children. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 2. Art. No.: CD004407.1 (Zusammenfassung der Übersichtsarbeit)

⁵ https://www.sozialministerium.at/cms/site/attachments/1/7/5/CH4062/CMS1540470756902/kurzbericht_masern.pdf

⁶ http://www.euro.who.int/de/health-topics/communicable-diseases/measles-and-rubella/news/news/2018/5/ukraine-restores-immunization-coverage-in-momentous-effort-to-stop-measles-outbreak-that-has-affected-more-than-12-000-this-year

⁷ https://deutsch.rt.com/gesellschaft/83628-masern-ausbruch-in-oesterreich-und-diskussion-ueber-impfpflicht/

 

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